Im Gegensatz zum Erdgas ist die Heizölpreisentwicklung deutlich volatiler: Auch wenn die Tendenz langfristig gesehen ähnlich ausfällt, weist der Chart doch deutlich größere Ausschläge auf: Nach Höchstständen über 130 US-Dollar für das Barrel Rohöl fiel der Preis auf unter 30 US-Dollar je Barrel. Ebenso weit gehen die Angebote für Heizöl auseinander, das derzeit pro 100 l für rund 40 Euro inklusive Mehrwertsteuer zu haben ist. Die Ölpreisentwicklung wirkt sich direkt auf die Entwicklung aus – es lohnt sich also den Markt im Auge zu behalten.
Um eine Prognose zur künftigen Entwicklung abgeben zu können, muss der gesamte Ölmarkt analysiert werden: In den letzten Jahren wurde die Ölpreisentwicklung von einem Preiskampf geprägt, der in erster Linie politischen Interessen gilt. Einerseits wollen die Nationen, die ihre Einnahmen größtenteils über Erdöl-Exporte generieren, der aufkeimenden US-Fracking-Industrie das Wasser abgraben. Diese umstrittene Ölförderung wurde in den USA gezielt gefördert, um die Abhängigkeit vom globalen Ölmarkt zu reduzieren und darüber hinaus selbst zum Exporteur aufzusteigen. In diesem Zusammenhang werden die offensichtlich gravierenden Folgen für die Umwelt in Kauf genommen. Allerdings rechnet sich diese Förderung, bei der ein Gemisch aus geheim gehaltenen Chemikalien und Wasser mit Hochdruck in die ölhaltigen Gesteins- und Sandschichten gepresst werden, nur ab einem Ölpreis um die 80 US-Dollar für das Fass. Mit dem aktuellen Preisniveau um die 40 US-Dollar für das Barrel schreiben diese Unternehmen Verluste, was bereits zu einigen Schließungen geführt hat.
Andererseits wollte Saudi-Arabien als führendes Mitglied der OPEC die anderen Mitgliedsstaaten disziplinieren: Selten wurden nämlich die getroffenen Absprachen zur Ölförderquote, mit der die Ölproduzenten den Ölpreis durchaus beeinflussen können, auch eingehalten. Zu groß sind die Eigeninteressen der Staaten, die mit den Einnahmen aus den Öl-Exporten ihren Staatshaushalt zu einem wesentlichen Teil speisen. Das Königreich Saudi-Arabien konnte diese Ölpreisentwicklung noch am leichtesten verkraften, kommt aber jetzt selbst an seine Grenzen – die Verluste sind ganz einfach zu groß. Trotzdem wird der aktuelle Markt von einem Überangebot geprägt, denn selbst wenn Saudi-Arabien jetzt signalisiert, die Förderquote einfrieren zu wollen, geschieht dies doch auf einem extrem hohen Niveau.
Eine klare Tendenz lässt sich derzeit kaum ableiten, denn die wichtigen Faktoren üben einen widersprüchlichen Einfluss auf die Ölpreisentwicklung aus: Die ohnehin hohen Förderquoten werden in Kürze noch um das iranische Öl ergänzt, was die Angebotsseite weiter stärkt. Gleichzeitig sind die Lagerkapazitäten zu einem großen Teil ausgelastet, die Nachfrage aus der Wirtschaft bewegt sich nämlich auf einem niedrigen Niveau. Trotzdem zeigt die Prognose nicht eindeutig in Richtung weiter fallender Ölpreise, denn es gibt einen enormen Nachholbedarf im Bereich der Infrastruktur: Die Ölproduzenten mussten die zum Erhalt der Infrastruktur notwendigen Investitionen verschieben, da die niedrigen Preise ihnen finanziell keine Luft dazu ließen, was die Fördermengen wiederum eingrenzen könnte – zumindest temporär.
Ein Blick auf den Chart für Rohöl zeigt eindeutig, dass die Ölpreisentwicklung innerhalb kürzester Zeit drastische Veränderungen durchlaufen kann: Es reichte ein halbes Jahr, um den Preis zu halbieren – von reichlich 60 US-Dollar Mitte 2015 bis zu 30 US-Dollar je Barrel Anfang 2016. Ebenso schnell kann diese Tendenz sich wieder umkehren, wenn die Voraussetzungen am Markt gegeben sind. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn die Nachfrage kräftig steigen würde und gleichzeitig die Produktion auf ein bestimmtes Niveau begrenzt wäre. Ein weiterer Preistreiber könnte aber auch durch die hohen Investitionskosten und die Produktionsausfälle gegeben sein, mit denen sich die Ölproduzenten über kurz oder lang konfrontiert sehen.
Nicht zu vergessen ist die generelle Tendenz, Alternativen zu den fossilen Brennstoffen zu entwickeln. Regenerative Energien können zumindest in einigen Marktsegmenten für Ersatz sorgen, wie beispielsweise bei der Heizung oder Warmwasseraufbereitung. Weitere neue Technologien, hier seien die verschiedenen Wärmepumpen als Beispiele genannt, könnten sich ebenfalls auf die Entwicklung auswirken: Je effizienter diese alternativen Geräte, Verfahren und Speichermöglichkeiten werden, desto weniger Energie im Allgemeinen und konservativ produzierte im Besonderen wird generell benötigt. Allerdings wird sich diese Tendenz vor allem mittel- und langfristig in der Prognose niederschlagen.
Die globalen Daten lassen eine Stabilisierung in der Ölpreisentwicklung und damit auch in der Heizölpreisentwicklung erwarten – zumindest auf dem niedrigen aktuellen Niveau. Ob und wann die vielfältigen Bemühungen, die Konjunktur weltweit anzukurbeln, wirklich greifen, das bleibt abzuwarten. Sollte sich die Nachfrage verstärken, wird das direkt die Ölpreise nach oben treiben. Es lohnt sich also, nicht nur den Chart für Rohöl, sondern auch die Daten zur Wirtschaftsentwicklung im Blick zu behalten. Daraus können Sie eigene Prognose für die Heizölpreisentwicklung ableiten. Experten gehen davon aus, dass frühestens im Jahr 2017 eine gravierende Änderung in der Tendenz zu erwarten ist. Allerdings ist jede Prognose von vielen Einflussfaktoren abhängig, wie zum Beispiel vom Eskalieren der ohnehin schwelenden Konflikte im Nahen und Mittleren Osten: Werden die dortigen Ölquellen von den Kämpfen beeinträchtigt, kann es schnell zu einer Trendwende auf dem Ölmarkt kommen. Nutzen Sie einfach unseren Heizöl-Preisvergleich, um sich zur Entwicklung auf dem Laufenden zu halten – so können Sie die permanenten Bewegungen effektiv für sich ausnutzen.
Quelle: Statista